Frauen bekommen Raum

Wir, Kaja Demuth und ich, haben gerade viel darüber nachgedacht, wie wir die Räume im Studio Nova nutzen und gestalten wollen. Fast parallel dazu hatte ich ein Gespräch mit einer Klientin, die ausschließlich Frauen malt – und ihre Bilder noch nie gezeigt hat. In mir kam der Gedanke: „Warum nicht ihre Bilder ausstellen?“ Im selben Moment tauchte aber auch dieser innere Satz auf: „Man kann doch nicht nur Frauen ausstellen.“ Und genau über diesen Impuls bin ich gestolpert, weil er mir gezeigt hat, wie sehr diese Sozialisierung in mir selbst noch wirkt. 

Doch ist das keinesfalls verwunderlich: Denn wenn wir von Kunst reden, dann fallen uns als erstes Namen von Picasso, Monet, van Gogh ein.

Alles berühmte Künstler. Bei Frauen muss man – also ich musste das zumindest – erst einmal überlegen

Und ja, natürlich fällt mir Frida Kahlo ein. Sie ist quasi zur Projektionsfläche geworden. Zum „weiblichen Kunst-Idol“. Aber dann, stockte es auch schon.

Warum ist das so? Frauen machen in der Kunst immer noch erschreckend wenig Raum aus. Studien zeigen, dass in den großen Museen der Welt nur etwa 12 bis 15 Prozent der ausgestellten oder angekauften Werke von Künstlerinnen stammen. Auf dem internationalen Auktionsmarkt fließen seit Jahren gerade einmal rund zwei Prozent der Umsätze an Frauen.

Heute sehen wir in der Kunst ständig Bilder von Frauen – aber diese Bilder sind selten das, was Frauen selbst über sich erzählen würden. Es sind oft Projektionen, Blickwinkel, Zuschreibungen. Und darin liegt diese Schieflage: Frauen werden in der Kunst überrepräsentiert als Motiv, aber unterrepräsentiert als Autorinnen ihrer eigenen Perspektiven.

Das Bild der Frau ist überall, aber die weibliche Deutung ist so gut wie unsichtbar.

Wir wollen das ändern! Wir wollen Frauen ermutigen, ihre Kunst auszustellen und sich zeigen zu dürfen, ohne in ihrer Ausdrucksform zensiert oder eingeschränkt zu werden. Wir glauben, Veränderungen beginnen im Kleinen, und deshalb starten Kaja Demuth und ich am 22.01.2026 die Ausstellungsreihe „Frauen bekommen Raum“ im Studio Nova Leipzig. Die erste Künstlerin, Ines Dietrich, wird jene Klientin sein, mit der dieser Gedanke überhaupt erst entstanden ist. Wir freuen uns auf einen Abend mit Menschen, die genau dafür offen sind: für Begegnung, für weibliche Perspektiven und für Kunst, die sichtbar werden darf.

Das Studio Nova Leipzig gibt es nun seit einem Jahr und sind unsere Räume, in denen wir therapeutisch und systemisch arbeiten – mit Einzelklient*innen und Gruppen. Zudem ergänzen wir unsere Arbeit mit kulturellen Formaten: Eine Reading-Party hat bereits stattgefunden, eine Ausstellung ebenso. Schritt für Schritt erweitern wir diesen Raum – und werden hier weitere Formate wachsen lassen.