Erstaunt reiben wir uns die Augen – es ist schon 3 Jahre her, dass wir mit diesem Blog begonnen haben! Am 9. Mai 2022 haben wir den ersten Beitrag veröffentlicht.
Wie alles begann
Es war im Herbst 2021.
Tanja: Im Jahr 2018 tauschte ich mich mit Nikola Siller Gedanken über die Frauen aus, über die wir als Lehrende in Systemischen Weiterbildungen berichten. Uns kamen die Namen, die wir zusammentrugen etwas wenig vor. Das löste bei uns einige Fragezeichen aus. Diesen Fragezeichen wollten wir nachgehen und uns auf die Spurensuche nach weiblichen Pionierinnen der Systemik machen. Das war der Anfang vieler Projekte und Initiativen, die seitdem in der systemischen Welt exisitieren: Ein Buch, Systemik, die, ein Podcast, die Pionierinnen der Systemik, ein Netzwerk, das „Rote Sofa“ aus vielen verschiedenen Protagonistinnen und dieser Blog. Schon am Anfang unserer Spurensuche hatte ich die Idee, das auf dem Weg der Suche nach den Pionierinnen viel Wissen und Kreativität entstehen und ein Blog eine gute Möglichkeit sein könnte, dies alles zu dokumentieren und für viele Menschen zugänglich zu machen. Ich freue mich sehr, dass wir als Vierer-Redaktion gemeinsam diese Plattform pflegen, füllen und weiterentwickeln!
Danke Anne, Gila und Sarah!
Anne: Auf systemische Weise zu denken und zu praktizieren hat mich von Beginn an angezogen. Ich habe mich zunächst ziemlich unkritisch in die Welt des Konstruktivismus gestürzt und mich in Denkkonstrukten begeistert verloren. Irgendwann folgte die Ent-täuschung und Neubewertung mit einem machtkritischen Blick. Ich kannte Tanja schon länger als Fachkollegin und Vertraute und so kam es, dass sie mir genau im richtigen Moment von ihrem Projekt erzählte. Ich nahm gleich begeistert an allem Teil, was sich anbot und das war nicht wenig. So wurde ich auch Teil der Blog-Redaktion.
Sarah: Ich kann mich noch genau erinnern – als wäre es erst gestern gewesen – wie Anne mir von der Idee des Blogs erzählt hat und mich gefragt hat, ob ich Interesse hätte mitzuwirken. Ich war total begeistert, auch wenn ich eigentlich bisher keine Erfahrung hatte. Mir hat diese Idee noch einmal sehr stark ins Bewusstsein gerufen, wie wichtig es ist, dass wir die weibliche Seite der Systemik nach Außen bringen (dürfen!) und vor allem auch stärken müssen. Ich weiß noch, wie herzlich mich Gila und Tanja aufgenommen haben. In meiner Erinnerung waren wir sehr schnell ein Team, was sich auf Augenhöhe begegnet ist, sich aber vor allem einfach „ins kalte Wasser“ gestürzt hat – mit der Gewissheit, dass der Blog einen wichtigen Beitrag leistet.
Gila: Ich kam zum „Roten Sofa“ – einem digitalen Netzwerktreffen, das von Tanja Kuhnert und Nikola Siller initiiert worden war, und freute mich, dass es endlich einen Frauentreff in der systemischen Szene gab. Tanja und Nikola stellten uns ihre vielen Projekte vor – das Buch, das mittlerweile erschienen ist, die Interviews, von denen nun schon zwei auf diesem Blog veröffentlicht wurden, und vieles mehr. Vieles davon waren Ideen, einiges schon in Arbeit. Ich hatte Lust, bei einem Blog mitzuarbeiten, und es fanden sich noch andere – nämlich Anne und Sarah. Und schwups – gab es das Projekt
Schon waren wir mittendrin
Tanja: Wir vier bilden eine ausgewogenen Mischung verschiedener Perspektiven ab: unterschiedliches Alter, unterschiedlich stark in die systemische Community eingebunden, verschiedenen Rollen und Positionen in den systemischen Verbänden, verschiedene Partnerschaftsmodelle und sexuelle Identitäten, ost-, west-, nordostdeutsche Perspektiven. So gab es von Beginn an unterschiedliche Ideen und Wünsche bzgl. der Zielgruppen sowie der Art und Form der Beiträge. Mittlerweile haben wir gute Prozess- und Absprachemodalitäten entwickelt. Alles läuft von Beginn an nur online und virtuell. Wir sind uns noch nie zu viert persönlich in Präsenz begegenet! Wahnsinn, was wir so alles auf den Weg gebracht haben!
Anne: Es schloss sich eine intensive Zeit an: Aufbauen der Website, Schreiben, Werben, Finanzieren. Ich bewegte mich innerlich zwischen Freude, Teil dieses Projektes (und der anderen Projektarme) zu sein sowie auch der Überarbeitung und so manchen Frustrationen, die mit ehrenamtlicher Arbeit üblicherweise einhergehen. Zwischendurch nahm ich mich auch aus dem Schreiben zurück, da mir wenig kreative Energie zur Verfügung stand. Inhaltlich bewegten wir uns zwischen Diskussionen darüber, was das „Weibliche“ und „Systemische“ aus unserer Sicht eigentlich sein soll und welche Art von Beiträgen wir veröffentlichen möchten. Dabei war und ist die Unterschiedlichkeit in unserer Redaktionsgruppe manchmal herausfordernd, macht aber für mich auch das Salz in der Suppe aus. Oft fiel mir auf, dass auch unsere Beiträge diese Unterschiedlichkeit widerspiegeln und dadurch hoffentlich für jede*n etwas Interessantes dabei ist.
Sarah: „Learning by doing“ ist das Erste, was mir einfällt. Es wurde viel ausprobiert. Es wurde viel ausgehandelt. Es wurden viele Ideen besprochen, entweder verworfen oder umgesetzt. Nach jedem Schritt haben wir geprüft, wie es sich für uns anfühlt. Und das ist eine wichtige Erkenntnis für mich: Es muss nicht perfekt sein, bevor ich mit etwas nach Außen gehe. Es darf sich entwickeln und es braucht seine Zeit. Ich bin noch einmal mehr mit viel offeneren Augen durch Welt gegangen: Worüber kann und sollte ich schreiben? Was ist wichtig? Dabei hat sich auch meine weibliche Seite der Systemik geschärft und ich bin immer noch dabei, diese kennenzulernen, die mich immer wieder liebevoll darauf hinweisen. Ich mag es, dass wir diskutieren, aushandeln, ergänzen und uns auch mal kritisch hinterfragen. Als Teil dieses Blogs bin ich persönlich gewachsen und bin sehr dankbar, dass ich meiner Stimme Gehör verschaffen darf. Gleichzeitig bin ich mit Frauen zusammen, die einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz haben, die mich bereichern. In unseren Runden habe ich wieder einmal gesehen, dass man nicht immer einer Meinung sein muss, sondern das sie nebeneinander existieren dürfen und gleichwertig wertvoll sind.
Gila: Mit so gut wie nichts fingen wir an. Tanja stellte uns einen Webspace zur Verfügung. Ich raffte meine wenigen Webdesign-Kenntnisse zusammen und bastelte die Seite zusammen. Die Diestel aus meinem Garten steht für mich für Schönheit und Unverfügbarkeit. Man kann sie nicht einfach wegumarmen, und sie kann auch unangenehm werden, wenn man ihr zu nahe tritt. Sie blüht ausdauernd und bringt Freude.

Mit Hilfe der beiden systemischen Verbände konnten wir dann ein paar Details realisieren, die wir nicht aus eigenen Ressourcen leisten konnten: Design zur Verbreitung des Blogs (DGSF) und die Abofunktion, mit der Interessierte über neue Beiträge informiert werden (SG). Wir schaffen es seit geraumer Zeit, alle drei Wochen einen Beitrag online zu stellen.
Wo wir jetzt stehen und wie es weitergehen soll

Tanja: Von Beginn an streifen wir immer mal wieder das Thema der Zielgruppe/n. Der Name des Blog „Die weibliche Seite der Systemik“, war ursprünglich ein Arbeitstitel für all die oben genannten Projekte, die entstanden sind. Aber eigentlich geht es nicht nur um cis-Frauen. Meine Vision ist, dass wir eine Plattform für all die Personen werden, die sich auch im systemischen Diskurs nicht immer benannt und berücksicht sehen und fühlen. Meine Interpretation von weiblich ist auch eine intersektionale: Wer bestimmt was weiblich ist und wer sich weiblich fühlt/fühlen darf? Heute ist es für mich mehr eine Metapher für das, was nicht zum gesellschaftlich dominat männlichen Teil gehört/gehören möchte. Also, es bleibt spannend, wohin der Blog mit uns geht und wir den Blog noch führen werden.
Anne: Nach einer kleinen Schreibpause möchte ich nun wieder aktiver werden und schon entstanden im ersten Redaktionstreffen in diesem Jahr viele gute Ideen für Beiträge. Meine ursprünglich Mission, nämlich systemische Kolleginnen zu gewinnen, die etwas im Blog veröffentlichen, war bisher wenig ertragreich. Immer wieder treffe ich interessante Frauen, die mich an ihren klugen Gedanken teilhaben lassen und auch den Blog toll finden. Die Idee, etwas zu schreiben und zu veröffentlichen, trifft dann aber noch auf Zögern. Ich möchte dranbleiben, denn das ist die Erfahrung, die ich mir mehr als alles andere aus dem ganzen Projekt mitnehme: Durch andere Frauen bestärkt und gefordert zu sein erscheint mir wesentlich, um sichtbar zu werden und zu bleiben.
Sarah: Ich finde es bemerkenswert, wie viele Beiträge entstanden sind und wie unterschiedlich sie sind. Ich wünsche mir für den Blog, dass dieser noch mehr Menschen – nicht nur Frauen! – erreicht und inspiriert. Unser Blog soll Menschen Mut machen, sich zu zeigen und ihre Stimme zu erheben. Wir wollen dazu einladen, dass auch andere Menschen Gastbeiträge einreichen und zu Themen veröffentlichen, die noch nicht genügend Aufmerksamkeit erhalten. Ich erhoffe mir, dass auf unserem Blog noch mehr Diversität sichtbar wird, z. B. zum Thema Geschlechtsidentitäten. Denn ich weiß, dass ich dazu noch selbst viel zu lernen habe. Und genau das ist für mich dieser Blog und die Zusammenarbeit mit euch, liebe Tanja, Gila und Anne: Ein von- und miteinander lernen und bewegen. Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit und bin sehr dankbar für die bisherige gemeinsame Zeit!
Gila: Wir haben 160 Abonent_innen und stoßen immer wieder auf großes Interesse, wenn wir von dem Blog erzählen. Das freut uns riesig!
Wir sind unterschiedlich alt, wohnen in unterschiedlichen Städten, haben sehr unterschiedliche Werdegänge und verstehen uns bei unserem gemeinsamen Tun prima. Es soll mindestens so weitergehen, wie bisher. Die Themen sollen uns nie ausgehen und die Abonnent_innen-Zahl weiter steigen. Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr Kommentare zu unseren Beiträgen gäbe. Es darf auch kontrovers zugehen. Und vielleicht hat ja die eine oder andere Interesse, Zeit und Lust, sich noch mehr beim Blog einzubringen und ihn damit zu bereichern.

Auf die nächsten gemeinsamen Jahre!
Eure Blog-Redaktion.