Sarah Walther ist Systemische Therapeutin in eigener Praxis und außerdem als Lehrende und Supervisorin tätig. Ihr Herzensprojekt ist ein Podcast, der Menschen Raum für ihre persönlichen Geschichten gibt.
Die leitende Frage ist klar: Wer sind diese Personen, denen wir im Alltag flüchtig begegnen? Sarah möchte das herausfinden und spricht diese nach ihrem Bauchgefühl direkt auf der Straße oder schreibt sie auf Instagram an. Dabei geht es ihr nicht darum im ersten (digitalen oder analogen) Kontakt Informationen über die Person zu sammeln, sondern offen und neugierig in das Interview zu starten. Die Gäste bleiben anonym, indem weder ein Foto veröffentlicht wird, noch klar ist, ob deren Namen pseudonymisiert wurde. Stattdessen werden die Gäste gebeten, einen „Wohlfühlgegenstand“ für das Cover der jeweiligen Folge aufzunehmen.
Neugierig machen auch neben diesen Bildern die prägnanten Sätze der Teilnehmenden in kurzen Beschreibungen der Folgen, die gesammelt bestimmt einen tollen Kalender ergeben könnten und gleichzeitig dazu einladen, sich auf das, was sich an Tiefe hinter diesen Worten verbirgt einzulassen.
„Es wird irgendwann wieder gut werden und vielleicht sogar besser als es vorher war.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass Reden mein Leben rettet.“
„Sicherheit ist ein Konstrukt, was mir auferlegt wurde, aber nicht heißt, dass ich da Gerüst nicht demontieren darf.“
„Wir tragen alle was aus der Kindheit mit. Je älter man wird, desto stärker kommt das alles zum Tragen.“
Die Gespräche an sich fallen durch behutsame und gleichzeitig tiefe Fragestellungen und Paraphrasieren auf, die an ein Therapiegespräch erinnern. In dieser systemisch-beraterischen Atmosphäre kann es für die innere Fachperson interessant sein, Antworten und Reaktionen auf systemische Gesprächsführung zu beobachten. Gleichzeitig begleiten wir als Zuhörende die Teilnehmenden auf einer speziellen Reise, die oft in einer kleineren oder größeren Erkenntnis mündet. Dabei erscheinen manche Sequenzen oder ganze Interviews so intim und in einer so vertrauten Gesprächsatmosphäre entstanden, dass der Eindruck entsteht an der Tür zu lauschen. Dieses Spannungsfeld zwischen Persönlichem und Anonymen, das dazu einlädt, diesen Menschen von Nebenan in besonderer Weise nahe zu sein, ist vielleicht genau das, was Sarah mit ihrem Podcast erreichen möchte: Eine Brücke zwischen der Individualität der einzelnen Person und dem Wunsch nach Verbindung zu bauen.