Interview mit Margarete Hecker

Der dritte Teil unserer Podcast-Reihe ist ein 2023 durchgeführtes Interview von Tanja Kuhnert mit Margarete Hecker. Wir freuen uns sehr, dass wir Frau Hecker für dieses Interview gewinnen konnten und bedanken uns bei Anna Fischer für das Schneiden der Podcastfolge. Viel Vergnügen beim Zuhören!

Margarete Hecker

Foto: Tanja Kuhnert

Margarete Hecker wurde 1932 im Dorf Pätschow im Kreis Greifswald, Vorpommern, geboren. Die Familie besaß dort einen Gutshof. Hecker hatte vier Geschwister. Sie beschreibt die Zeit ihrer Geburt als eine politisch aufgewühlte Zeit. Sie hat sich ihr Leben lang für Zeitgeschichte interessiert, was sie auf diese Situation zurückführt. Ihr Vater fiel während des Zweiten Weltkrieges 1941 in Russland.

Mit dem Vorrücken der Roten Armee musste die Familie ihr Gut in Vorpommern in Richtung Westen verlassen, da alle Landbesitzer mit größeren Gütern enteignet wurden und sich ihrem Besitz in einem Radius von 36 Kilometern nicht mehr nähern durften. Heckers Familie floh nach Wernigerode in Sachsen-Anhalt, was ebenfalls im von der russischen Armee besetzten Teil Deutschlands lag.

Margarete Hecker betont, dass die Zeit ihrer Kindheit in der russisch besetzten Zone auch von Armut und Entbehrungen gezeichnet war und beschreibt dies eindrücklich: „[…] wo wir am Anfang wirklich sehr gehungert haben und uns vom Wald ernährt. Wir haben Holz geholt und Bucheckern. Und eine Suppenstation hat es gegeben, wo wir immer mit dem Henkeltopf hin sind. Und Pilze. […] Und dass man aus allem was gemacht hat. Dieses ewige Aufribbeln von Pullovern, um neue [für die jüngeren Geschwister, Anm. der Redaktion] zu stricken. Das war auch eine gute Zeit, eine lehrreiche Zeit.“

Im Interview spricht Margerete Hecker über ihre biografischen Erfahrungen rund um den Zweiten Weltkrieg und die Herausforderungen, nach dem Krieg Fuß zu fassen und ohne Familie, die in Ostdeutschland lebte, für die eigenen berufliche Bildung zu sorgen. Sie ist mit ihren über 90 Jahren Pionierin der Systemischen Sozialarbeit in Deutschland, die sie bereits in den 70er Jahren entwickelte.

Ausbildungen

  • 1957: Soziale Frauenschule, Berufsbezeichnung: Fürsorgerin, heute Diplom Sozialarbeiterin
  • 1959: Zweites Anerkennungsjahr durch die Victor-Gollancz-Stiftung im Deutschen Sozialauschuss in London
  • Danach Studium an der Freien Universität Berlin in den Fächern Pädagogik, Soziologie, Geschichte
  • 1967: Promotion
  • 1975–1978: Ausbildung bei Carole Gammer und Martin Kirschenbaum
  • 1979–1980: University children’s hospital child guidance clinic in Philadelphia (USA), dort Ausbildung in Struktureller Familientherapie bei Salvador Minuchin

    Tätigkeiten
  • Bis 1994 Professorin an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Währenddessen auch Lehrende für Systemische Therapie und Beratung an der Evangelischen Hochschule Darmstadt
  • Supervisorin in verschiedenen Kontexten
  • Schwerpunkt Weiterbildungskurse in Familienberatung und -therapie bis heute
  • Systemische Aufstellungen und Genogrammarbeit bis heute
  • Systemische Arbeit bis heute

(enthält leicht angepasste Auszüge aus: Tanja Kuhnert (Hg.), Nikola Siller (Hg.) (2025). Systemik, die – Feministische Perspektiven systemischer Theorie und Praxis. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, S. 270ff.)

Tanja Kuhnert

Foto: Gülten Hamidanoglou

Systemische Beraterin (DGSF, DGfB, SG) Systemische Therapeutin (DGSF, SG), Lehrende für Systemische Beratung, Therapie, Superviosion und Coaching (DGSF). M. A. Gesundheits- und Sozialamanagement, Diplom Sozialarbeiterin. Teil der Blog-Redaktion.

Gründerin und Geschäftsführerin von cambiat-systemisches institut, www.cambiat-institut.de. Eigene Praxis in Köln, Lösungsraum Köln.

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